Meinungsumfrage

Meinungsumfragen ermitteln Einstellungen, Kaufbereitschaften und Wünsche der Bevölkerung. Für die Politik und Unternehmen sind sie ein wichtiges Instrument, um ein auf die Zukunft ausgerichtetes Handeln zu unterstützen.

Unternehmen können mithilfe von Umfragen herausfinden, wie groß das Marktpotenzial für ein Produkt ist. Denn allein auf der Basis des Status Quos, dass z. B. der Anteil gekaufter Biolebensmittel am Gesamtlebensmittel-Absatz fünf Prozent beträgt, lässt sich noch nicht sagen, ob sich diese Zahl steigern ließe. Was Menschen denken, erfährt die Politik anhand von Bevölkerungsbefragungen. Mit den Erkenntnissen über die Einstellungen und Wünsche der Menschen kann die Politik die Interessen der Bürger*innen bei umweltpolitischen Maßnahmen und Gesetzen besser berücksichtigen. Zum Beispiel, ob ein Großteil der Menschen Maßnahmen für mehr Tierwohl mittragen würden.

Die Umweltbewusstseinsstudie

Ein Beispiel für eine Bevölkerungsbefragung ist die Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland“. Sie wird alle zwei Jahre vom Bundesumweltministerium gemeinsam mit dem Umweltbundesamt herausgegeben. Rund 2000 Menschen werden nach ihrer Einstellung zu Umweltthemen, zur Wahrnehmung der Umweltqualität und dazu, wie Lebensstile sich entwickeln, befragt. Wir stellen einige Ergebnisse von 2022 vor.

Hohes Umweltbewusstsein, wenig Nachhaltigkeit

Die Studie zeigt, dass das Umweltbewusstsein vor allem bei weiblichen und höher gebildeten Menschen mit höherem Einkommen stärker ausgeprägt ist. Berechnungen des CO2-Fußabdrucks zeigen jedoch, dass das Konsumverhalten mit steigendem Einkommen zunimmt (s. Thema Geld). Diese Diskrepanz zwischen hohem Umweltbewusstsein und wenig gelebtem Umweltverhalten wird Attitude-Behaviour-Gap genannt. Der höhere Fußabdruck geht vor allem auf eine größere Wohnfläche und ein ausgeprägteres Mobilitätsverhalten (u.a. Flugreisen) zurück. 

Die „Gap“ zeigt, dass ein unverbindliches Versprechen und tatsächliches Verhalten auseinanderklaffen. Solche Erscheinungen kennen wir zum Beispiel auch beim Zeitmanagement oder bei Diäten. Die gute Absicht ist vorhanden, doch im Alltag schafft man es meist nicht, sie umzusetzen. Dies liegt daran, dass Verhalten von vielen Faktoren beeinflusst wird. Bei einer Kaufentscheidung spielen neben der Absicht auch Kosten, Zeitmangel, Bequemlichkeit und Routinen eine große Rolle.

Die Attitude-Behaviour-Gap ist für die Förderung des nachhaltigen Konsums eine wichtige Erkenntnis, weil die Gap sichtbar macht, wo in der Bevölkerung noch Hemmschwellen liegen: Fehlt es zum Beispiel an Zustimmung, haben Bürger*innen andere Einstellungen oder mangelt es am Willen zur Umsetzung oder an geeigneten Rahmenbedingungen? 

Sehr hohe Zustimmung zum ökologischen Umbau der Wirtschaft

91 Prozent der Befragten unterstützen den Umbau der Wirtschfat hin zu eier umwelt- und klimafreundlicheren Zukunft. Vor allem seit dem Krieg in der Ukraine ist mehr Menschen Energiesicherheit und eine unabhängige Energiegewinnung in Deutschland wichtig. Gleichzeitig erzeugt der geplante Umbau auch Sorgen bei den menschen. Es wird befürchtet, dass die Schere zwishcen arm und reich weiter auseinander geht und dass gesellschaftliche Konflikte zunehmen.

Das sind wichtige Erkenntnisse für die Politik, den Umbau zu gestalten.

Auf dem Diagramm ist ablesbar, dass 90 Prozent der Befragten einem klimareundlichen Umbau der Wirtschaft zustimmen.
Quelle: Umweltbewusstseinsstudie 2022.

 

Die Jugendstudie zu Umwelt- und Klimafragen

Neben der Umweltbewusstseinsstudie wird seit 2017 eine zusätzliche Studie zu den Einstellungen und Verhaltensweisen junger Menschen zwischen 14 bis 22 Jahre erhoben. Einige Ergebnisse von 2023 waren:

  • Das Thema Umwelt- und Klimaschutz befindensich nur noch auf Platz 8. Soziale Themen wie der Zustand des Bildungswesens und soziale Gerechtigkeit stehen für junge Menschen an erster Stelle.
  • Im Vergleich zu 2021 blicken junge Menschen pessimistischer auf die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung. 64 Prozent der Befragten sind (eher) pessimistisch.
  • Die Sorgen erklären, dass deutlich mehr junge Menschen Wirtschaftswachstum befürworten, auch wenn er auf Kosten der Umwelt geht (2023: 44%; 2021: 30%).