Wir rechnen nach: Welchen Einfluss haben das eigene Einkommen und Vermögen, Preise und Kostenbetrachtungen auf die Nachhaltigkeit von Konsumentscheidungen?

Faktenwissen

Die Höhe des verfügbaren Einkommens beeinflusst sehr stark die Umweltbelastung in Folge unseres Konsums. Je höher das Einkommen ist, desto mehr CO₂-Emissionen verursacht ein Mensch. Während Personen mit einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von unter 1.000 Euro (netto) einen CO₂-Fußabdruck von unter 10 Tonnen haben, liegen Personen mit einem monatlichen Pro-Kopf-Einkommen von über 2.500 Euro (netto) im Schnitt bei 14 Tonnen und mehr. Dafür gibt es zwei zentrale Gründe: höhere Emissionen bei der Mobilität und ein insgesamt höheres Konsumniveau. Gut Verdienende haben oft ein größeres oder mehrere Autos, fahren längere Strecken damit und sind im Urlaub häufig mit dem Flugzeug unterwegs. Zudem ermöglicht ihnen das höhere Einkommen eine größere Nachfrage nach Dienstleistungen wie Übernachtungen, Restaurantbesuche etc.

Zwar bemühen sich gerade umweltbewusste Menschen mit höherem Einkommen ihren CO2-Fußabdruck im Alltag zu verringern. Doch ihre Bemühungen, die sich typischerweise auf Ernährungsfragen oder auf die Energieeffizienz von Haushaltsgeräten richten, reichen häufig nicht aus, um die negativen Effekte bei den „Big Points“ Mobilität und Urlaub auszugleichen.

Ein hohes Einkommen und hoher Wohlstand bieten aber auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten für einen nachhaltigen Lebensstil.

Infografik: CO​2-Emissionen pro Person nach Einkommen
Eigene Darstellung



 

 

 

Wohlhabende Menschen belasten die Umwelt deutlich mehr. Gleichzeitig haben sie aber auch die Möglichkeit, Maßnahmen für den Umwelt- und Klimaschutz zu ergreifen, die sich Geringverdiener nicht leisten können. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn sich die Maßnahmen zwar langfristig rechnen, jedoch hohe Investitionskosten erfordern – wie die Installation einer Photovoltaik-Anlage, die Optimierung der Heizanlage, die Dämmung des Hauses oder die Wahl der besten Effizienzklasse bei der Neuanschaffung von Elektrogeräten. Solche Maßnahmen, die eine hohe positive Wirkung auf die Umwelt haben, werden als „Big Points" bezeichnet.

 

Durch Geldanlagen und Spenden angestoßene CO2-Einsparung bei anderen
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Hinzu kommt, dass ökologische Produktalternativen in der Regel teurer sind als konventionelle Produkte. Das trifft beispielsweise auf Biolebensmittel und natürliche Dämmstoffe zu. Teilweise ist es auch teurer, alte Geräte reparieren zu lassen, anstatt sie durch Neugeräte zu ersetzen. Menschen mit einem höheren Einkommen haben hier größere Handlungsspielräume (im Guten wie im Schlechten). 

Unabhängig davon, ob ich viel oder wenig Geld habe, gilt: Der Umwelt- oder Klimaschutzeffekt eines investierten oder ausgegebenen Euros ist ganz unterschiedlich. 50 für ein Flugticket ausgegebene Euro haben andere Umweltwirkungen als 50 Euro Ausgaben für Gitarrenunterricht. Das bedeutet: Höheres Einkommen führt zwar in der Tendenz zu einem höheren CO2-Fußabdruck. Aber je nach persönlichem Lebensstil, den eigenen Vorlieben und Freizeitaktivitäten können zwei Menschen mit gleichem Einkommen einen ganz unterschiedlichen CO2-Fußabdruck haben, beispielsweise bei Reisen oder im Bereich Ernährung.

 

Infografik: Gleiches Geld für den Wocheneinkauf, unterschiedlicher CO2 Ausstoß
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Infografik: Gleiches Geld, unterschiedliche Verkehrsmittel mit unterschiedlichem CO2 Ausstoß
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Kritisch nachgedacht

Wenn ein steigendes Einkommen zu einer höheren Umweltbelastung führt, wäre es für die Umwelt doch eigentlich am besten, wenn wir alle weniger Geld zur Verfügung hätten, oder? 

Im Grundsatz ist es richtig: Weniger verfügbares Einkommen heißt weniger Konsum und damit in der Tendenz auch weniger Umweltverbrauch. Es gibt beispielsweise Menschen, die deshalb bewusst nur Teilzeit arbeiten und so ihr Einkommen verringern, gleichzeitig aber ihre Freizeit und ihre Lebensqualität damit erhöhen. 

Doch diese Strategie stößt vor allem in zweierlei Hinsicht schnell an Grenzen: Zum einen sind Einkommen und Vermögen ungleich verteilt und für Menschen mit niedrigem Einkommen ist es nicht möglich, dieses weiter zu reduzieren. Zum anderen sind zu einem solchen Schritt des Einkommensverzichts nur wenige Menschen bereit. 

Deshalb denken wir: Es ist vor allem wichtig, dass das vorhandene Einkommen gerade bei den „Big Points“ des Umwelt- und Klimaschutzes möglichst umweltfreundlich ausgegeben und investiert wird. Hierzu ist es notwendig, dass der Staat die entsprechenden Rahmenbedingungen schafft, dass z. B. die Preise die „ökologische Wahrheit“ sagen

Die Umweltbilanz von Menschen mit geringem Einkommen ist vergleichsweise gut, gleichzeitig haben sie wenig Geld, um in nachhaltige Alternativen zu investieren. Ist Umweltschutz also nur etwas für Reiche?

Besserverdiener*innen haben in der Tendenz einen höheren Umweltverbrauch und auch mehr Mittel zur Verfügung, um in nachhaltige Alternativen zu investieren und die sogenannten Big Points anzugehen. Besserverdiener*innen tragen somit auch eine höhere Verantwortung beim Umweltschutz.

Aber auch Menschen mit geringem Einkommen belasten durch ihren Konsum die Umwelt. Durch umweltfreundliches Verhalten lässt sich in den Bereichen Heizenergie, Stromverbrauch, Mobilität, Ernährung und Abfallvermeidung auch ohne Kostenaufwand viel für die Umwelt tun. Bei energieeffizienten Geräten ist es auch häufig so, dass zwar der Anschaffungspreis höher ist, dass aber die Lebenszykluskosten geringer sind und man damit sogar Geld sparen kann. Für jeden Geldbeutel gibt es deshalb geeignete Maßnahmen des nachhaltigen Konsums (siehe auch "Fakt 3: Gleiches Geld, unterschiedliche Umweltwirkung").

Deshalb denken wir: Beim Klima- und Umweltschutz sind alle Menschen gefragt. Je nach Höhe des Einkommens haben wir dabei aber unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten. 

Es mag aus Umweltsicht eine gute Idee sein, Konsum durch „ökologisch wahre Preise“ teurer zu machen. Doch wer wählt Parteien, die ankündigen, dass sie Heizöl, Benzin, Flugreisen, Fleisch, … teurer machen wollen? 

Dieses Dilemma besteht: Parteien, die Steuererhöhungen für umweltschädliche Produkte ankündigen, haben es bei Wahlen sehr schwer. 

Aber es geht nicht darum, Konsum pauschal teurer zu machen, sondern darum, sich der Frage zu stellen, wer für die vollständigen, d. h. auch die Umweltschäden einschließenden Kosten eines Produktes oder einer Dienstleistung bezahlen soll. Aktuell werden viele Umweltschäden und die damit verbundenen Kosten „externalisiert“, d. h. der Allgemeinheit übertragen, z. B. Schäden durch Hochwasser oder Dürre in Folge zunehmender Extremwetterereignisse. Das Umweltbundesamt hat ausgerechnet, dass eine 2016 emittierte Tonne CO₂ zu Schäden in Höhe von rund 180 Euro führte. Auf die Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2016 umgerechnet entspricht dies Gesamtkosten von rund 164 Mrd. Euro – und damit mehr als der Hälfte des gesamten Bundeshaushalts 2016. Wären diese versteckten Kosten von Anfang an als „ökologisch wahrer Preis“ eingepreist worden, würden wir heute anders konsumieren. Wenn wir diese verzerrten Preise nicht korrigieren, führt dies dazu, dass wir durch unseren privaten Konsum fortlaufend der Gesellschaft und zukünftigen Generationen Kosten aufbürden, obwohl wir allein den Nutzen einer Flugreise, einer Autofahrt oder eines Bratens haben. Das ist sicherlich nicht fair. Wer fliegt, sollte die Umweltkosten nicht auf die Nichtflieger abwälzen können. Deshalb ist es nur gerecht, die vollständigen Kosten von Konsumoptionen auch vollständig den Nutznießern in Rechnung zu stellen.

Deshalb denken wir: Konsum insgesamt muss nicht teurer werden, klima- und umweltschädlicher Konsum aber sehr wohl. Dabei ist es zweifellos möglich, dies durch soziale Maßnahmen für ärmere Bevölkerungsschichten attraktiv zu machen (z. B. durch Pro-Kopf-Rückzahlungen aus der CO₂-Steuer (Stichwort „Klimabonus“)). Nur so schaffen wir den Wandel hin zu einem nachhaltigen Konsum.

 

Lebenszykluskosten

Lebenszykluskosten: Was kostet ein Produkt wirklich?

Lieber 400 Euro für einen günstigen, aber nicht sparsamen Kühlschrank zahlen oder 600 Euro in ein energiesparendes Modell investieren? Ob und wann sich die Investition in ein nachhaltiges Produkt lohnt, ist für Verbraucher*innen auf den ersten Blick nicht immer einfach zu beantworten. Das Preisschild spiegelt nämlich nur einen Teil der Kosten wider. Um fundierte Investitionsentscheidungen treffen zu können, müssen auch Folgekosten für Betrieb, Wartung oder Entsorgung in die Bewertung einbezogen werden. Folgendes Beispiel zeigt, dass ein Produkt – trotz eines geringeren Kaufpreises – über den Lebenszyklus betrachtet teurer sein kann als ein Alternativprodukt mit höherem Kaufpreis. 
 

Kosten: Energieeffizienter und konventioneller Kühlschrank im Vergleich
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Fazit: Zwar liegen die Beschaffungskosten des konventionellen Geräts mit 447 Euro unter denen eines energieeffizienten Kühlgeräts (581 Euro). Die Energiekosten sind mit 41 Euro pro Jahr jedoch fast doppelt so hoch wie die der energieeffizienten Konkurrenz. Bei einer angenommenen Nutzungsdauer von 10 Jahren liegen die Gesamtkosten des konventionellen Geräts somit über denen des Effizienz-Geräts: Zwar ist der konventionelle Kühlschrank 134 Euro günstiger im Einkauf, jedoch verursacht er 200 Euro mehr Betriebskosten. Die Investition in das A+++-Gerät würde sich bereits nach sieben Jahren auszahlen. Gleichzeitig liegt das jährliche Treibhausgaspotenzial eines konventionellen Kühlschranks mit 83 Kilogramm CO₂-Äquivalenten deutlich über dem eines Spargeräts, das bei der Nutzung jährlich nur 43 Kilogramm CO₂-Äquivalente verursacht. Würden die Treibhausgasemissionen als Umweltkosten in die Berechnung der Lebenszykluskosten einbezogen werden, würde der Preis des konventionellen Geräts somit sogar noch steigen. (Quelle: Öko-Institut)

Natürlich können derartige Beispielrechnungen immer nur grobe Richtwerte liefern und nicht alle Unsicherheiten auflösen. Hält mein Kühlschrank wirklich die angenommenen zehn Jahre? Welche Kosten kommen im Falle einer Reparatur auf mich zu? Sie zeigen aber deutlich: Der Preis allein ist nur wenig aussagekräftig. Investitionen in teurere nachhaltige Produkte machen sich oftmals sowohl für den Nutzer als auch für die Umwelt bezahlt. Wer hier beim Einkaufspreis spart, zahlt dann beim Strompreis drauf. 

Wie teuer ist „öko" ?

Ist Öko wirklich immer teurer? Wir haben uns einige Beispiele angeschaut. Machen Sie den Test!

So geht´s: Die Karten stellen die ökologische Variante dar. Entscheiden Sie, ob diese teurer, gleich teuer oder billiger ist. Ziehen Sie dazu die Karten mit der Maus auf die jeweilige Position.

Bitte bedenken Sie: Der Kaufpreis ist nicht alles. Oft fallen später bei der Nutzung noch Folgekosten an (z. B. Strom- und Wasserkosten). Das haben wir hier berücksichtigt.

Billiger
Car-Sharing statt eigenes Auto
Wer sein Auto nicht zum täglichen Pendeln benötigt und weniger als ca. 10.000 Kilometer pro Jahr – also rund 27 Kilometer pro Tag – fährt, kommt mit CarSharing billiger als mit dem eigenen Auto. 

Quelle: BCS Bundesverband CarSharing
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Teurer
Bio Olivenöl statt konventionelles Olivenöl?
Ökologischer Landbau ist arbeitsintensiver, weshalb Bio-Lebensmittel teurer sind. Bei unserem Testkauf bekamen wir z. B. einen Liter Bio-Olivenöl für 8,78 Euro, wohingegen wir für das konventionelle Olivenöl 4,52 Euro für den Liter zahlen mussten.

Quelle: Edeka, März 21
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Gleich teuer
Veganer Sneaker statt Markenturnschuh
Mittlerweile gibt es einige Labels, die Turnschuhe aus nachhaltigen Materialien fair und klimaneutral produzieren. In der Preisklasse zwischen 100 bis 150 Euro kosten nachhaltige Sneaker genauso viel wie herkömmliche Sneaker einschlägiger Marken. 

Quelle: Utopia, eigene Recherche im Online-Shop, März 21
- = +
Gleich teuer
Ökostrom statt örtlicher Grundversorger
Angesichts der Vielfalt an unterschiedlichen Stromtarifen gibt es alle Varianten: teurer und billiger. Tatsache ist: Die Preise liegen nicht weit auseinander. Mehr noch: Laut Monitoring-Bericht der Bundesnetzagentur von 2020 lag der durchschnittliche Einzelhandelspreis für Haushaltskunden bei 32,05 Cent pro Kilowattstunde aus dem deutschen Strommix. Für Ökostrom lag er hingegen bei 31,66 Cent.

Quelle: Utopia Stromvergleich, März 21
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Billiger
Sparduschkopf statt herkömmlicher Duschkopf 
Herkömmliche Duschköpfe verbrauchen etwa 12 bis 15 Liter Wasser pro Minute. Ein Sparduschkopf kommt dagegen mit etwa 6 bis 7 Litern pro Minute aus – bei gleichem Komfort. So kann ein Dreipersonenhaushalt im Jahr rund 410 Euro und 640 kg CO2 sparen. Damit der Komfort nicht zu kurz kommt, beim Kauf auf Qualität bzw. den Blauen Engel achten.

Quelle: Mein Klimaschutz
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Gleich teuer
Öko-Waschmittel statt herkömmliches Waschmittel
Wir sind in einen Drogeriemarkt gegangen und fanden heraus: In der Preisklasse von rund 3 bis 7 Euro war das Universalwaschmittel mit dem Blauen Engel mal teurer, mal billiger als herkömmliche Waschmittel. Deshalb kann man sagen: Gleich teuer.

Quelle: dm Markt, März 21
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Billiger
LED statt Halogenlampe
Eine LED-Lampe braucht rund 80 Prozent weniger Strom und spart so in ihrer Lebenszeit locker ca. 100 Euro oder mehr gegenüber einer Halogenlampe ein. Zudem hat sie eine deutlich längere Lebenszeit und macht allein damit schon den höheren Anschaffungspreis gegenüber der Halogenlampe wett.

Quelle: co2online
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Billiger
Berlin - München: Zug statt Auto (1 Person)
Die Zugfahrt (hin und zurück) für eine Person mit Sparpreis oder Bahncard 50 kommt auf rund 150 Euro. Mit dem Auto muss man bei 2 x 600 Kilometern mit rund 200 Euro Kosten für Benzin und Abnutzung rechnen. Dabei sind die Fixkosten des Autos (Versicherung etc.) nicht berücksichtigt.

Quelle: Unser Auto Fahrtkostenrechner, März 21
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Teurer
Berlin - Barcelona: Zug statt Flug (1 Person)
Eine Zugfahrt 2. Klasse mit einem Sparpreisticket für eine Person kostet ca. 375 Euro (hin und zurück). Der Hin- und Rückflug für eine Person mit einem Billigflugticket liegt bei ca. 280 Euro.

Quelle: fluege.de, trainline, März 21
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„Preis-Politik" & Nachhaltigkeit

Mit ihren Kaufentscheidungen haben Verbraucher*innen erheblichen Einfluss darauf, was und wie produziert wird. Neben den Verbraucher*innen beeinflusst aber auch die Politik die Bildung der Marktpreise. Steuern, Abgaben und Gebühren können beispielsweise die Produktionskosten von Produkten erhöhen, während Subventionen und Förderungen zu einer Kostenreduktion führen.

Derartige Eingriffe des Staates sind vor allem dann wichtig, wenn der Markt selbst nicht zu einer volkswirtschaftlich optimalen Nutzung der Ressourcen führt – wie es beispielsweise bei Umweltgütern wie Wasser, Luft und Klima der Fall ist. Berechnungen des UBA zufolge führt die Emission einer Tonne CO2 beispielsweise zu Schäden in Höhe von etwa 180 Euro (Bezugsjahr 2016). Da die Kosten für Umweltschäden nicht vom Verursacher, sondern von der Gemeinschaft getragen werden, spricht man von negativen externen Effekten. 

Doch nicht immer fördert der Staat umweltfreundliches Verhalten und eine nachhaltige Wirtschaftsweise. Teilweise erzielt er mit seinen Eingriffen auch den gegenteiligen Effekt und setzt Anreize für umweltschädliches Verhalten. Einige Beispiele, wie der Staat Marktpreise politisch beeinflusst, stellen wir Ihnen vor: 
 

Nachhaltig sparen, Geld anlegen und spenden

Geld kann man ausgeben. Hier gibt es bekanntlich viele Tipps, wie man das möglichst umwelt- und klimafreundlich tun kann. Geld kann man aber auch auf dem Konto „parken“. Man kann es investieren. Oder man kann es spenden. In allen drei Fällen haben wir großen Einfluss darauf, was mit dem Geld passiert und was es bewirkt. Das ist wirkungsvoller, als wir gemeinhin denken. Denn Umweltaspekte bei Geldanlagen zu berücksichtigen bedeutet in erster Linie, aus dieser Perspektive problematische fragwürdige Praktiken und Branchen auszuschließen und umweltfreundliche Unternehmen und Branchen zu fördern. So kann mit privatem Geld nicht nur eine Rendite erzielt, sondern gleichzeitig auch der Wandel hin zu einer klimafreundlicheren Gesellschaft und Wirtschaft unterstützt werden. Vielfältige Informationen hierzu gibt es im Portal www.geld-bewegt.de der Verbraucherzentrale Bremen.

Banknoten in die Erde gesteckt
Quelle: Pixabay/ pexels.com

 

Geld "parken"

Sie haben ein Girokonto, vielleicht auch eine Sparanlage. Kurz: Sie brauchen das Geld zwar gerade nicht, wollen es aber zu einem späteren Zeitpunkt ohne Risiko wiederhaben. Ihre Bank verleiht dieses Geld an andere. Und achtet hierbei in der Regel nicht auf Umweltaspekte. Das Geld bekommt das Bauunternehmen, auch wenn es kein Passivhaus baut. Es bekommt das Autohaus, damit es eine Verkaufshalle baut. Oder andere Unternehmen oder öffentliche Haushalte für ihre Investitionen, unabhängig davon, ob sie dabei auf Umweltkriterien achten oder nicht. 


Ethisch-ökologische Banken haben die gleichen Angebote wie konventionelle Banken – mit dem Unterschied, dass sie ihre Kreditvergabe an Umwelt- bzw. umfassende Nachhaltigkeitskriterien koppeln. So fördern sie beispielsweise die erneuerbaren Energien, während sie gleichzeitig Bereiche wie Atomkraft, Kohlekraft oder Gentechnik ausschließen. Aber auch viele andere kontroverse Geschäftszweige wie die Rüstungsindustrie, Massentierhaltung, Spekulation mit Nahrungsmitteln, Korruption und Kinderarbeit sind für ethisch-ökologische Banken tabu. Um das zu unterstreichen, haben sie ein hohes Maß an Transparenz und legen ihre Anlageprinzipien offen dar.

Ihr Geld trägt damit indirekt zur Realisierung von Umweltschutzinvestitionen bei, indem die Bank Kredite vergibt für z. B. den Bau von Passivhäusern und energetische Sanierungen, Projekte in der ökologischen Landwirtschaft oder den Ausbau von erneuerbaren Energien. Im Schnitt sparen 1.000 Euro auf dem Sparbuch einer ökologischen Bank zum Beispiel rund 100 bis 200 Kilogramm CO₂ pro Jahr. Wichtig zu wissen: Girokonten und Sparanlagen sind grundsätzlich bei allen deutschen Banken bis zu 100.000 Euro pro Person über den Einlagensicherungsfonds abgesichert.

Geld anlegen

Eine Sparanlage ist sicher, bringt aber derzeit keinen oder nur einen sehr geringen Zinsertrag – auch bei „ökologischen Banken“. Wer einen höheren Zinsertrag für sein Geld haben möchte, muss es investieren – idealerweise in umweltfreundliche und nachhaltige Anlagen. Die Themen sind die gleichen wie beim Sparen: energetische Haussanierungen, der Ausbau von erneuerbaren Energien oder die Finanzierung von anderen ökologischen Geschäftsideen. Der Chance auf höhere Zinserträge stehen ein höheres Risiko und in der Regel Einschränkungen bei der Liquidität gegenüber.

Nachhaltige Geldanlagen bergen dabei im Grundsatz die gleichen Chancen und Risiken wie konventionelle Investments – mit dem Vorteil, dass sie bewusst etwas für eine ethisch-ökologische Entwicklung tun und das Geld nicht in besonders umweltschädliche Branchen oder Unternehmen fließt. Grundsätzlich gilt: Direkte Beteiligungen an Unternehmen sowie indirekte Beteiligungen über Fonds haben immer – das heißt auch im Falle einer ökologischen Variante – das Risiko eines Totalverlustes. Darüber sollte man sich unbedingt im Klaren sein, bevor man Investitionen tätigt. 

Mittlerweile gibt es viele ethische, umweltfreundliche und nachhaltige Anlageformen auf dem Markt, die Nachhaltigkeits- und ethische Kriterien berücksichtigen. Eine Orientierung ist hier nicht einfach. Hilfe bieten die ökologisch ausgerichteten Banken sowie das FNG-Siegel für Investmentfonds, das Transparenzlogo sowie die „Global Alliance for Banking on Values“. Mit Geldanlagen wie beispielsweise Aktien oder Anleihen können klimafreundliche und ökologische Projekte dagegen direkt gefördert werden – so zum Beispiel Wind- und Solarparks oder Waldinvestments. Inzwischen gibt es auch bei sichereren Anlageformen z. B. für die Altersvorsorge Angebot mit Umweltkriterien. 

Geld spenden

Unzählige Umweltgruppen und -verbände, soziale und ökologische Initiativen und Projekte leben davon, dass Menschen ihnen Geld spenden, weil sie die Idee oder das Projekt gut finden. Spenden sind demnach eine Geldanlage für die Gesellschaft und die Zukunft. Die Rendite kommt allen zu Gute und die Wirksamkeit für die Umwelt ist in der Tendenz sehr hoch. Bei politischen Initiativen ist diese Wirkung allerdings indirekter Natur und deshalb nicht zu beziffern. Anders sieht es beispielsweise bei Förderungen von Klimaschutzprojekten für die freiwillige Kompensation aus, wo sich zumindest die Klimawirkung gut quantifizieren lässt. So kann eine Person mit durchschnittlichen 11 Tonnen CO₂ Äquivalent-Emissionen pro Jahr in Deutschland für rund 250 Euro ihren kompletten CO₂-Ausstoß eines Jahres kompensieren. Durch Mitgliedschaften in Vereinen oder Organisationen können zudem langfristige Strukturen etabliert und entsprechende Umweltwirkungen entfaltet werden.

Handlungsempfehlungen

Geld: Hat man oder hat man nicht?

Ob wir uns etwas leisten können, hängt nicht nur von unserem Einkommen, sondern auch von anderen Aspekten ab: Was ist uns etwas wert (Gesundheit, Design, Umweltaspekte)? Welche Ausgaben haben wir sonst noch (Urlaub, Miete, Mobilität)? Wer keine Ausgaben für ein Auto hat, kann z. B. bei der Ernährung mehr Geld ausgeben, obwohl das Einkommen vielleicht eher gering ist.

Nichtsdestotrotz: Für manche Umweltmaßnahmen benötigt man z. B. Immobilienbesitz. Dann stehen einem aber auch hier spannende Möglichkeiten offen, um mehr für den Umweltschutz zu tun. Doch manchmal reicht auch schon ein Balkon! Lassen Sie sich inspirieren!

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Learnings

  • 1. Menschen mit einem hohen Einkommen haben in der Regel eine schlechtere Umweltbilanz als Menschen mit geringem Einkommen.
  • 2. Menschen mit hohem Einkommen haben die finanziellen Möglichkeiten, Investitionen zu tätigen, die sich positiv auf die Umwelt auswirken.
  • 3. Mit einem Euro kann ich unterschiedlich viel für den Umwelt- und Klimaschutz bewirken – im Positiven wie im Negativen.
  • 4. Es gibt für jeden Geldbeutel die passenden Umweltschutzmaßnahmen.
  • 5. Nachhaltiges Handeln kann den Geldbeutel sogar schonen.
  • 6. Marktpreise und damit auch die Kostenunterschiede von umweltfreundlicheren zu umweltschädlicheren Produkten werden durch politische Rahmenbedingungen beeinflusst.