Meinungsumfrage – was sagen die Menschen? 

Meinungsumfragen ermitteln Einstellungen, Kaufbereitschaften und Wünsche der Bevölkerung. Für die Politik und Unternehmen sind sie ein wichtiges Instrument, um ein auf die Zukunft ausgerichtetes Handeln zu unterstützen.

Unternehmen können mithilfe von Umfragen herausfinden, wie groß das Marktpotenzial für ein Produkt ist. Denn allein auf der Basis des Status Quos, dass z. B. der Anteil gekaufter Biolebensmittel am Gesamtlebensmittel-Absatz fünf Prozent beträgt, lässt sich noch nicht sagen, ob sich diese Zahl steigern ließe. Was Menschen denken, erfährt die Politik anhand von Bevölkerungsbefragungen. Mit den Erkenntnissen über die Einstellungen und Wünsche der Menschen kann die Politik die Interessen der Bürger*innen bei umweltpolitischen Maßnahmen und Gesetzen besser berücksichtigen. Zum Beispiel, ob ein Großteil der Menschen Maßnahmen für mehr Tierwohl mittragen würden.

Umweltbewusstseinsstudie

Ein Beispiel für eine Bevölkerungsbefragung ist die Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland“. Sie wird alle zwei Jahre vom Bundesumweltministerium gemeinsam mit dem Umweltbundesamt herausgegeben. Rund 2000 Menschen werden nach ihrer Einstellung zu Umweltthemen, zur Wahrnehmung der Umweltqualität und dazu, wie Lebensstile sich entwickeln, befragt.

Was macht die Studie sichtbar? Ein Beispiel: Rund 59 Prozent der Befragten sagen im Jahr 2018, dass der Landwirtschaft die Aufgabe zukommt, Umwelt und Natur zu schützen. Das ist für die Politik eine wichtige Legitimation für eine stärkere Ausrichtung der Landwirtschaftspolitik auf Umweltaspekte. Die Studie zeigt ebenso, dass 19 Prozent der Befragten immer oder häufig Biolebensmittel kaufen.
 
Da der Marktanteil von Bioprodukten nur fünf Prozent beträgt, lässt sich schlussfolgern:

  1. Menschen kaufen weniger Biolebensmittel als Befragte in der Umweltstudie angeben.
  2. Der Wunsch, dass Landwirtschaft mehr Umwelt und Natur schützen soll, führt nicht automatisch dazu, dass Menschen mehr Produkte aus ökologischer Landwirtschaft kaufen. 

Diese beschriebene Diskrepanz ist keineswegs überraschend und wird in der Psychologie “Attitude-Behaviour-Gap“ genannt. Die „Gap“ zeigt, dass ein unverbindliches Versprechen und tatsächliches Verhalten auseinanderklaffen. Solche Erscheinungen kennen wir zum Beispiel auch beim Zeitmanagement oder bei Diäten. Die gute Absicht ist vorhanden, doch im Alltag schafft man es meist nicht, sie umzusetzen. Dies liegt daran, dass Verhalten von vielen Faktoren beeinflusst wird. Bei einer Kaufentscheidung spielen neben der Absicht auch Kosten, Zeitmangel, Bequemlichkeit und Routinen eine große Rolle.

Die Attitude-Behaviour-Gap ist für die Förderung des nachhaltigen Konsums eine wichtige Erkenntnis, weil die Gap sichtbar macht, wo in der Bevölkerung noch Hemmschwellen liegen: Fehlt es zum Beispiel an Zustimmung, haben Bürger*innen andere Einstellungen oder mangelt es am Willen zur Umsetzung oder an geeigneten Rahmenbedingungen?