Professionelle Angebote
Wie sehen die ökologischen Vor- und Nachteile aus, wenn ein Unternehmen das Sharing organisiert?
In den letzten Jahren haben sich viele neue Geschäftsmodelle entwickelt. Dazu gehören Angebote wie Carsharing, Bike-Sharing oder Wohnungs-Sharing, Auch wenn es auf den ersten Blick immer um „Sharing“ geht, stecken dahinter doch ganz unterschiedliche Formen des gemeinschaftlichen Nutzens mit unterschiedlichen Anwendungsfeldern und Umweltfolgen.
Beim Auto passt die Daumenregel „Nutzen statt besitzen“ bestens, denn Carsharing hat sehr viele Vorteile. Das Modell des klassischen Carsharings ist ökologisch sehr sinnvoll. Zum einen ersetzt jedes Carsharing-Fahrzeug vier bis über zehn private Fahrzeuge. Das spart nicht nur rund fünf bis sieben Tonnen CO₂-Emissionen pro Auto bei der Herstellung, sondern auch viele andere wertvolle Ressourcen und Materialien. Es macht aber auch in Städten viel heute noch zugeparkte Fläche frei, die für Bäume, für Spielplätze oder Wohnungen genutzt werden könnten. Carsharing führt aber auch zu einem veränderten Mobilitätsverhalten, sodass der Umweltverbund (Fuß, Rad, Bus & Bahn) häufiger genutzt wird. Denn wer ein Auto besitzt und vor der Türe stehen hat, der nutzt es auch viel häufiger.
Professionelles stationsbasiertes Carsharing hat zudem den Vorteil, dass Zeitplanung, Versicherung, Reparatur und Wartung der Autos zentral über das Unternehmen organisiert wird. Beim nachbarschaftlich organisierten Carsharing stoßen private Initiativen hier häufig an Grenzen. Carsharing ist aber auch finanziell sehr lohnend für alle die Menschen, die ihr Auto nicht zum täglichen Pendeln nutzen. Carsharing-Anbieter mit dem Blauen Engel verfügen über besonders umweltschonende Fahrzeugflotten.
Während Carsharing es tatsächlich ermöglicht, auf den Besitz des Autos zu verzichten, ist Bike-Sharing eher als Zusatzangebot für besondere Bedarfe (z. B. Lastenradausleihe) oder als Brückenfunktion in Verbindung mit Wegeketten zusammen mit dem Öffentlichen Verkehr. Da das eigene Fahrrad auf Alltagswegen im Idealfall sehr häufig im Einsatz ist, ist es weder aus Umweltsicht noch organisatorisch noch finanziell attraktiv, auf den Besitz eines eigenen Fahrrads zu verzichten.
Wieder anders ist es beim Wohnungs-Sharing im Sinne eines „Wohnungstausches“ bei Urlaubsabwesenheit. Im idealen Fall sinkt dadurch der Ressourcenbedarf bezüglich der Infrastruktur für Hotels und Pensionen. Gleichzeitig treten andere Fragen auf: Wohnungsmarktpolitisch wird diskutiert, ob Angebote wie airbnb, die versteckte Umwandlung von Wohnungen in Unterkünfte fördern und damit zur Wohnraumverknappung beitragen. Aus Umweltsicht besteht die reale Gefahr, dass günstige private Mietunterkünfte dazu führen, dass das eingesparte Geld von Verbraucher*innen in weitere oder häufigere Reisen (mit dem Flugzeug) reinvestiert und damit der ökologische Vorteil wieder zunichtegemacht wird.
Fazit: Es ist demnach bei der professionellen Umsetzung der Daumenregel „Nutzen statt besitzen“ im jeweiligen Anwendungsfall genauer zu betrachten, ob die gewünschten Umwelteffekte eintreten. Zum einen entsteht auch ein Organisationsaufwand wie das Abholen, Zurückbringen und Lagern der Güter. Dieser Mehraufwand muss den eingesparten Gütern gegenübergestellt werden. Zum anderen sind Sharing-Modelle in der Tendenz auch eine „Effizienzmaßnahme“, die zu Mehrkonsum anregen kann.