Um die Umweltwirkung einzelner Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren beurteilen zu können, ist es wichtig, ihren gesamten Lebenszyklus zu betrachten – von der Herstellung bis zur Entsorgung. Das umfasst beispielsweise auch die Herstellung der Vorprodukte oder die Bereitstellung von Rohstoffen sowie die Ablagerung der Abfälle auf Deponien oder ihre Verbrennung. Nur wenn die Lebenszyklusperspektive einbezogen wird, ist eine richtige Beurteilung der Umweltwirkungen möglich. Nehmen wir das Beispiel Dämmung: Zwar wird für die Herstellung von Dämmplatten Energie aufgewendet, jedoch wird dieser zusätzliche Energieaufwand durch geringeren Energieeinsatz bei der Beheizung von Gebäuden überkompensiert. Unterm Strich sparen Wärmedämmstoffe deutlich mehr Energie, als für die Herstellung aufgewendet wird. Sie weisen somit eine positive Ökobilanz auf.

Darstellung des Ökobilanz Kreislaufs
Eigene Darstellung

 

Welche Getränkeverpackung ist umweltfreundlicher? Die PET-Pfandflasche oder die Glaspfandflasche? Wie sich Konsumentscheidungen auf die Umwelt auswirken, lässt sich messen. Zentrales Instrument dafür sind sogenannte Ökobilanzen. Ihre Grundidee ist es, alle Stoff- und Energieströme der am Produkt beteiligten Prozesse zu erfassen. Betrachtet wird der gesamte Lebensweg von der Herstellung über die Nutzungsphase bis zur Entsorgung – „von der Wiege bis zur Bahre“. Ziel ist es, Umweltwirkungen von Produkten, Dienstleistungen und Verfahren vergleichbar zu machen oder auch ökologische Hotspots im Lebenszyklus eines Produkts zu erkennen – wie zum Beispiel besonders umweltrelevante Rohstoffe, Zulieferprodukte oder Verfahren.

Cradle to grave
Eigene Darstellung

Ökobilanzen bilden für Hersteller eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Die Ergebnisse können sie für die Entwicklung umweltfreundlicherer Produkte und für das Marketing nutzen. Auch für politische Entscheidungsprozesse spielen Ökobilanzen eine wichtige Rolle. So hatten die Ökobilanzen von Getränkeverpackungen entscheidenden Einfluss auf die Diskussion um die Verpackungsverordnung und die Mehrwegquote.

Im Falle der Eingangsfrage gilt die Standardantwort von Ökobilanzierern: „Es kommt darauf an.“ Unter den heutigen Rahmenbedingungen ist das PET-Mehrwegsystem tendenziell umweltfreundlicher als das Glaspfandsystem. Hauptgrund dafür ist das geringere Gewicht der Flaschen. Weshalb der Energieverbrauch beim Transport wesentlich geringer ist. Zudem konnte der Energieaufwand bei der Herstellung von PET-Flaschen in den letzten Jahren ebenfalls deutlich reduziert werden.

Wichtig: Ökobilanzen lassen soziale und ökonomische Aspekte außen vor und können deshalb immer nur einen Aspekt bei der Entscheidungsfindung darstellen.

Die Wirkung nachhaltigen Konsums lässt sich aber auch zusammengeführt messen. Die Wirkungen verschiedener Konsumentscheidungen werden dabei zusammengerechnet und es ergibt sich eine Gesamtbilanz des persönlichen oder gesellschaftlichen Konsums. Ein Konzept dafür stellt der „ökologische Fußabdruck“ dar. Er gibt an, wie viel Fläche nötig ist, um den Lebensstil eines Menschen oder einer Gesellschaft dauerhaft zu ermöglichen.

Eine andere Variante ist der CO2-Fußabdruck. Mit dem CO2-Rechner des Umweltbundesamts kann jeder seine persönliche CO2-Bilanz berechnen. Hier lässt sich sehr gut sehen, dass die Wirkung von Einzelmaßnahmen sehr unterschiedlich sein kann. Am Schluss zählt jedoch die Gesamtbilanz und nicht das Verhalten im Einzelfall.

Grafik zum ökologischen Fußabdruck verschiedener Länder der Erde
Quelle: statista.com

 

Wenn man Öl oder andere Giftstoffe in einen See kippt, ist der Klimaeffekt nahe Null – der Umweltschaden wie die Vergiftung des Wassers und damit der Lebewesen aber riesig. Um abzuschätzen, wie stark ein Produkt die Umwelt belastet, werden im Rahmen der Ökobilanzierung verschiedene Wirkungskategorien untersucht. Die wesentlichen Wirkungskategorien sind:

  • Treibhausgaseffekt
  • Versauerung von Gewässern und Böden
  • Eutrophierung (Überdüngung in Gewässern und Böden)
  • Humantoxizität
  • Beanspruchung von Rohstoffen
  • Flächeninanspruchnahme

Jede dieser Wirkungskategorien ist durch einen oder mehrere Wirkungsindikatoren charakterisiert. So wird die Wirkungskategorie „Treibhauseffekt“ beispielsweise durch den Indikator Treibhausgaspotenzial, gemessen in „Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente“, beschrieben.

Wie ökologisch ist ein Produkt?

Im besten Fall ist ein Ökoprodukt in all den in der Abbildung genannten Beurteilungskategorien besser (Grafik: Beispiel 1) oder zumindest nirgends schlechter (Grafik: Beispiel 2) als das konventionelle Standardprodukt. Es gibt aber auch Fälle, in denen das Ökoprodukt zwar in den meisten Kategorien besser ist, aber auch in ein oder zwei Kategorien schlechter abschneidet als das Vergleichsprodukt (Grafik: Beispiel 3). Dann müssen die verschiedenen Kategorien in ihrer Relevanz gegeneinander abgewogen werden.

 

Darstellung von Wirkkategorien für ein einzelnes Produkt
Quelle: Umweltbundesamt

 

Welchen Anteil haben Wohnen, Mobilität und Lebensmittel?

Betrachtet man den Beitrag einzelner Produktfelder (Wohnen, Mobilität, Lebensmittel) zu den Wirkungskategorien, zeigen sich unterschiedliche Problemschwerpunkte. Während die Mobilität rund zwei Drittel des Photooxidantienpotenzials verantwortet, liegt ihr Anteil beim Treibhauspotenzial bei „nur“ einem Viertel.

Beitrag Produktfelder zu einzelnen Wirkungskategorien
Quelle: Öko Institut e.V.

 

Welche Umweltwirkung ist schädlicher?

Was ist schwerwiegender: Der Beitrag zum Treibhauseffekt oder zur Nährstoffanreicherung in Gewässern (Eutrophierung)? Hierzu gibt es unterschiedliche Bewertungsansätze wie zum Beispiel die Umweltbelastungspunkte. Allgemein kann gesagt werden, dass Produkte oder Dienstleistungen umso umweltschädigender sind:

  • je größer die Gefährdung ökologischer Schutzgüter wie zum Beispiel der menschlichen Gesundheit eingestuft wird,
  • je weiter der derzeitige Umweltzustand von dem angestrebten nachhaltigen Umweltzustand entfernt ist,
  • je größer der Beitrag der einzelnen Wirkungsindikatoren wie zum Beispiel die Treibhausgasemission an der jeweiligen Gesamtbelastung in Deutschland sind.

Die Treibhausgasemissionen sind für den nachhaltigen Konsum ein richtungssicherer Schlüsselindikator. Das hat eine Studie des Umweltbundesamtes herausgearbeitet (UBA 2020: Big Points des ressourcenschonenden Konsums als Thema für die Verbraucherberatung – mehr als Energieeffizienz und Klimaschutz).