Nachhaltige Konsumentscheidungen wirken sich unterschiedlich auf die Umwelt aus. Wie misst man die Umweltfolgen? Was können Einzelne ausrichten? Welche Maßnahmen sind relevant und von Dauer?

 

Faktenwissen

Um die Umweltwirkung einzelner Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren beurteilen zu können, ist es wichtig, ihren gesamten Lebenszyklus zu betrachten – von der Herstellung bis zur Entsorgung. Das umfasst beispielsweise auch die Herstellung der Vorprodukte oder die Bereitstellung von Rohstoffen sowie die Ablagerung der Abfälle auf Deponien oder ihre Verbrennung. Nur wenn die Lebenszyklusperspektive einbezogen wird, ist eine richtige Beurteilung der Umweltwirkungen möglich. Nehmen wir das Beispiel Dämmung: Zwar wird für die Herstellung von Dämmplatten Energie aufgewendet, jedoch wird dieser zusätzliche Energieaufwand durch geringeren Energieeinsatz bei der Beheizung von Gebäuden überkompensiert. Unterm Strich sparen Wärmedämmstoffe deutlich mehr Energie, als für die Herstellung aufgewendet wird. Sie weisen somit eine positive Ökobilanz auf.

Darstellung des Ökobilanz Kreislaufs
Eigene Darstellung

 

Welche Getränkeverpackung ist umweltfreundlicher? Die PET-Pfandflasche oder die Glaspfandflasche? Wie sich Konsumentscheidungen auf die Umwelt auswirken, lässt sich messen. Zentrales Instrument dafür sind sogenannte Ökobilanzen. Ihre Grundidee ist es, alle Stoff- und Energieströme der am Produkt beteiligten Prozesse zu erfassen. Betrachtet wird der gesamte Lebensweg von der Herstellung über die Nutzungsphase bis zur Entsorgung – „von der Wiege bis zur Bahre“. Ziel ist es, Umweltwirkungen von Produkten, Dienstleistungen und Verfahren vergleichbar zu machen oder auch ökologische Hotspots im Lebenszyklus eines Produkts zu erkennen – wie zum Beispiel besonders umweltrelevante Rohstoffe, Zulieferprodukte oder Verfahren.

Cradle to grave
Eigene Darstellung

Ökobilanzen bilden für Hersteller eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Die Ergebnisse können sie für die Entwicklung umweltfreundlicherer Produkte und für das Marketing nutzen. Auch für politische Entscheidungsprozesse spielen Ökobilanzen eine wichtige Rolle. So hatten die Ökobilanzen von Getränkeverpackungen entscheidenden Einfluss auf die Diskussion um die Verpackungsverordnung und die Mehrwegquote.

Im Falle der Eingangsfrage gilt die Standardantwort von Ökobilanzierern: „Es kommt darauf an.“ Unter den heutigen Rahmenbedingungen ist das PET-Mehrwegsystem tendenziell umweltfreundlicher als das Glaspfandsystem. Hauptgrund dafür ist das geringere Gewicht der Flaschen. Weshalb der Energieverbrauch beim Transport wesentlich geringer ist. Zudem konnte der Energieaufwand bei der Herstellung von PET-Flaschen in den letzten Jahren ebenfalls deutlich reduziert werden.

Wichtig: Ökobilanzen lassen soziale und ökonomische Aspekte außen vor und können deshalb immer nur einen Aspekt bei der Entscheidungsfindung darstellen.

Die Wirkung nachhaltigen Konsums lässt sich aber auch zusammengeführt messen. Die Wirkungen verschiedener Konsumentscheidungen werden dabei zusammengerechnet und es ergibt sich eine Gesamtbilanz des persönlichen oder gesellschaftlichen Konsums. Ein Konzept dafür stellt der „ökologische Fußabdruck“ dar. Er gibt an, wie viel Fläche nötig ist, um den Lebensstil eines Menschen oder einer Gesellschaft dauerhaft zu ermöglichen.

Eine andere Variante ist der CO2-Fußabdruck. Mit dem CO2-Rechner des Umweltbundesamts kann jeder seine persönliche CO2-Bilanz berechnen. Hier lässt sich sehr gut sehen, dass die Wirkung von Einzelmaßnahmen sehr unterschiedlich sein kann. Am Schluss zählt jedoch die Gesamtbilanz und nicht das Verhalten im Einzelfall.

Grafik zum ökologischen Fußabdruck verschiedener Länder der Erde
Quelle: statista.com

 

Wenn man Öl oder andere Giftstoffe in einen See kippt, ist der Klimaeffekt nahe Null – der Umweltschaden wie die Vergiftung des Wassers und damit der Lebewesen aber riesig. Um abzuschätzen, wie stark ein Produkt die Umwelt belastet, werden im Rahmen der Ökobilanzierung verschiedene Wirkungskategorien untersucht. Die wesentlichen Wirkungskategorien sind:

  • Treibhausgaseffekt
  • Versauerung von Gewässern und Böden
  • Eutrophierung (Überdüngung in Gewässern und Böden)
  • Humantoxizität
  • Beanspruchung von Rohstoffen
  • Flächeninanspruchnahme

Jede dieser Wirkungskategorien ist durch einen oder mehrere Wirkungsindikatoren charakterisiert. So wird die Wirkungskategorie „Treibhauseffekt“ beispielsweise durch den Indikator Treibhausgaspotenzial, gemessen in „Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente“, beschrieben.

Wie ökologisch ist ein Produkt?

Im besten Fall ist ein Ökoprodukt in all den in der Abbildung genannten Beurteilungskategorien besser (Grafik: Beispiel 1) oder zumindest nirgends schlechter (Grafik: Beispiel 2) als das konventionelle Standardprodukt. Es gibt aber auch Fälle, in denen das Ökoprodukt zwar in den meisten Kategorien besser ist, aber auch in ein oder zwei Kategorien schlechter abschneidet als das Vergleichsprodukt (Grafik: Beispiel 3). Dann müssen die verschiedenen Kategorien in ihrer Relevanz gegeneinander abgewogen werden.

 

Darstellung von Wirkkategorien für ein einzelnes Produkt
Quelle: Umweltbundesamt

 

Welchen Anteil haben Wohnen, Mobilität und Lebensmittel?

Betrachtet man den Beitrag einzelner Produktfelder (Wohnen, Mobilität, Lebensmittel) zu den Wirkungskategorien, zeigen sich unterschiedliche Problemschwerpunkte. Während die Mobilität rund zwei Drittel des Photooxidantienpotenzials verantwortet, liegt ihr Anteil beim Treibhauspotenzial bei „nur“ einem Viertel.

Beitrag Produktfelder zu einzelnen Wirkungskategorien
Quelle: Öko Institut e.V.

 

Welche Umweltwirkung ist schädlicher?

Was ist schwerwiegender: Der Beitrag zum Treibhauseffekt oder zur Nährstoffanreicherung in Gewässern (Eutrophierung)? Hierzu gibt es unterschiedliche Bewertungsansätze wie zum Beispiel die Umweltbelastungspunkte. Allgemein kann gesagt werden, dass Produkte oder Dienstleistungen umso umweltschädigender sind:

  • je größer die Gefährdung ökologischer Schutzgüter wie zum Beispiel der menschlichen Gesundheit eingestuft wird,
  • je weiter der derzeitige Umweltzustand von dem angestrebten nachhaltigen Umweltzustand entfernt ist,
  • je größer der Beitrag der einzelnen Wirkungsindikatoren wie zum Beispiel die Treibhausgasemission an der jeweiligen Gesamtbelastung in Deutschland sind.

Die Treibhausgasemissionen sind für den nachhaltigen Konsum ein richtungssicherer Schlüsselindikator. Das hat eine Studie des Umweltbundesamtes herausgearbeitet (UBA 2020: Big Points des ressourcenschonenden Konsums als Thema für die Verbraucherberatung – mehr als Energieeffizienz und Klimaschutz).

 

Kritisch nachgedacht

Wer immer nur auf die Wirkung schaut, übersieht, dass jeder noch so kleiner Schritt wichtig ist. Denn aus vielen kleinen entwickeln sich größere Schritte und Maßnahmen.

Diese in der Umweltbildung und -kommunikation weitverbreitete Aussage wirkt auf den ersten Blick überzeugend und motivierend. Allerdings zeigt die empirische Sozialforschung, dass sich dieser Automatismus in der Realität nur selten einstellt. Menschen, die etliche kleine Schritte umsetzen, glauben zwar häufig, dass sie schon gut und zum Beispiel besser als der Durchschnitt der Bevölkerung sind. Oft ist das aber gar nicht der Fall. Besonders dann nicht, wenn das Einkommen über dem Durchschnitt liegt. Denn höheres Einkommen ermöglicht größere Wohnungen, mehr Urlaubs- und Flugreisen und größere Autos. Das sind aber gerade die „Big Points“, die Einsparungen bei kleineren Umweltmaßnahmen häufig wieder zunichtemachen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Menschen zwar auf Kurzstrecken regelmäßig das Fahrrad statt das Auto nehmen, gleichzeitig aber mit dem Auto täglich auf dem Weg zur Arbeit lange Strecken unterwegs sind.

Deshalb denken wir: Mit kleinen Maßnahmen kann man auch kleine Erfolge haben, dagegen spricht nichts. Insbesondere auch dann nicht, wenn man es schafft, andere mitzunehmen. Die kleinen Maßnahmen dürfen aber nicht dazu führen, dass man die wichtigen Maßnahmen aus dem Blick verliert. Um den eigenen Fußabdruck in relevanter Größenordnung zu verringern, kommt man an den „Big Points“ nicht vorbei.

Biogurke mit Plastikfolie? Oder doch lieber konventionelle Gurke ohne Folie? Was gut für die Umwelt ist, lässt sich gar nicht sagen. Für jede Meinung gibt es doch eine eigene Ökobilanz. Da kann man gleich weiterleben wie bisher.

Die Bewertung der Umweltfolgen einzelner Konsumentscheidungen ist oftmals schwierig. Insbesondere, weil verschiedene Wirkungskategorien (s. auch Fakt 3) betroffen sind. Bei vielen Handlungsoptionen, wie beispielsweise beim Vergleich Auto und Fahrrad, ist das Ergebnis, was umweltfreundlicher ist, eindeutig. Manchmal können aber auch Fachleute keine klare Antwort geben und nur sagen, „es kommt darauf an“. Im konkreten Fall der Gurke gibt es tatsächlich unterschiedliche Studienergebnisse. So stehen Verbraucher*innen im Einzelfall vor der Herausforderung selbst entscheiden müssen, was umweltfreundlich ist.  

Wir denken deshalb: Im Endeffekt geht es um die persönliche Gesamtbilanz – und nicht darum, jede einzelne Konsumentscheidung zu hinterfragen. Denn die gute Botschaft lautet: Wenn sich die Fachleute nicht einig sind, kann der Unterschied zwischen den Produktalternativen so groß gar nicht sein. Deshalb hilft es, sich bei Kaufentscheidungen auf sogenannte Daumenregeln zu stützen und insbesondere bei den „Big Points“ die Hebel in die richtige Richtung zu stellen. In diesem Fall hilft die Daumenregel: „Mehr Bio“.

 

 

In Ökobilanzen wird der Wasserverbrauch mit dem Energieverbrauch verglichen oder der Treibhauseffekt mit der Schädigung der Ökosysteme. Da kann man doch gar nicht zu einer sinnvollen Aussage kommen.

In der Tat ist eine Bewertung der Umweltwirkungen von Produkten nicht einfach – und eine Abwägung zwischen den einzelnen Wirkungskategorien erst recht nicht. Ist eine Schädigung der Ökosysteme schwerwiegender als die Erhöhung des Treibhauseffekts?

Das Öko-Institut hat jedoch in einer Studie für das Umweltbundesamt gezeigt, dass man beim nachhaltigen Konsum bereits mit dem Vergleich der CO2-Emissionen eine für umfassenden Umweltschutz richtungssichere Entscheidungsgröße hat. Wenn man zusätzlich die Big Points im Blick hat, kann man kompliziertere Abwägungen dann getrost den Ökobilanz-Expert*innen überlassen.

„Big Points“ des nachhaltigen Konsums

Statistisch betrachtet verursacht jeder Deutsche circa 10,5 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e) pro Jahr. Klimaverträglich wäre ein Wert von unter einer Tonne. An Tipps, wie jeder Mensch seinen persönlichen CO2-Fußabdruck reduzieren könnte, mangelt es nicht. Ob in Zeitschriften, Blogs oder Podcasts: Überall gibt es Ideen und Ansätze, nachhaltiger zu konsumieren. Gleichzeitig stehen jedem Menschen aber nur begrenzte Budgets zur Verfügung – sowohl zeitlich als auch finanziell. Deshalb ist es sinnvoll, relevante von weniger relevanten Tipps zu unterscheiden. Und sich auf die sogenannten Big Points zu konzentrieren.

 

Wirksame und weniger wirksame Klimatipps

Umwelttipps sind wichtig, aber sie wirken sich unterschiedlich auf die persönliche Klimabilanz aus, wie folgende Beispiele zeigen:

  • Verzichten Sie auf den Plastikdeckel auf Ihrem Coffee-to-go-Becher, vermeiden Sie in etwa 10 Gramm CO2.
  • Nutzen Sie statt einer Halogenlampe eine klimafreundliche LED, so vermeiden Sie bereits rund 10 Kilogramm CO2 pro Jahr.
  • Mit erneuerbaren Energien lässt sich viel CO2 vermeiden. Beispielsweise werden pro 1.000 Euro Investition in Windenergie mehr als 500 Kilogramm CO2 pro Jahr eingespart.
  • Mit einer Spende von 250 Euro in Klimaschutzprojekte können Sie den kompletten CO2-Fußabdruck die/der Durchschnittsdeutsche in Höhe von 10,5 Tonnen einsparen.

Bei allen vier Entscheidungen handelt es sich um individuelle Schritte mit unterschiedlicher Wirksamkeit. Wenn Sie diese Erkenntnis bei der Auswahl von Maßnahmen berücksichtigen und die „Big Points“ ganz oben auf die To-do-Liste setzen, lässt sich ein Vielfaches an Wirkung erzielen.

 

Big Points: Fernreisen, Fleischkonsum und Wohnfläche

„Big Points“ des nachhaltigen Konsums sind Maßnahmen, die die persönliche Klimabilanz deutlich sichtbar nach oben oder unten verändern können. Mit einem Big Point lassen sich eine halbe Tonne CO2 und mehr einsparen. Jede*r kann deshalb mit wenigen Big Points tonnenweise CO2 vermeiden. Allein mit solchen Big-Points-Maßnahmen lässt sich der durchschnittliche CO2-Fußabdruck von 10,5 Tonnen pro Person um bis zu 50 Prozent reduzieren.

Innerhalb der Handlungsfelder Bauen & Wohnen, Mobilität und Ernährung tragen wenige "Big Points" die Hauptlast. Anhand der folgenden Abbildung wird die Relevanz der Konsumbereiche am Beispiel des Treibhauspotenzials deutlich: Von den gesamten Treibhausgasemissionen, die eine/ein Deutscher durchschnittlich pro Jahr verursacht, entfallen rund 24 Prozent auf Wohnen und Strom, 21 Prozent auf Mobilität und 17 Prozent auf Ernährung. Die Kategorie „Sonstiger Konsum“ hat zwar einen noch größeren Anteil von rund 27 Prozent, ist aber eine Restkategorie. Dahinter verbirgt sich eine Vielzahl von verschiedenen Produkten und Dienstleistungen (wie IT-Produkte, Kleidung, Haustiere oder Hotelübernachtungen). Es ist deshalb sinnvoll, sich auf prioritäre Handlungsfelder wie Mobilität, Bauen & Wohnen und Ernährung zu fokussieren.

 

Durchschnittlicher CO2-Fußabdruck pro Kopf in Deutschland

 

Gleichzeitig darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Bedarfsfelder zwar die wichtigsten Einzelmaßnahmen beinhalten, jedoch nicht jede dieser Maßnahmen zwangsläufig auch eine hohe Umweltrelevanz aufweist. Ein Beispiel aus dem Bereich Ernährung: Erdbeeren gehören zwar zum prioritären Bedarfsfeld Ernährung, aber bei etwa drei Kilogramm Erdbeeren, die wir pro Jahr essen, gehört der Tipp „Im Winter keine Erdbeeren kaufen“ zu den kleineren Tipps. Analysen ergaben, dass nur rund zehn Prozent der vorgeschlagenen Maßnahmen eine hohe bis sehr hohe Umweltrelevanz aufweisen. Zu diesen Big Points gehören zum Beispiel:

  • Mobilität: Zahl der Fernreisen, zurückgelegte Autokilometer und Kraftstoffverbrauch des Autos
  • Wohnen & Bauen: Wohnfläche und Dämmzustand der Wohnung oder des Hauses
  • Ernährung: Konsum von Fleisch und tierischen Produkten, Kauf von Bio-Produkten

 

Wie wirksam sind die Big Points?

Mit umweltfreundlichen Entscheidungen bei wenigen „Big Points“ kann man einerseits viel CO2 einsparen. Andererseits kann man auch mit einer gegensätzlichen Wahl bei einem oder zwei „Big Points“ wie einer Flugreise oder einer großen Wohnung Einsparungen an anderer Stelle übertreffen. Zwei Beispiele, wie allein durch zwei Maßnahmen sich der CO2e-Ausstoß einer Person verändern kann, ausgehend von dem durchschnittlichen CO2-Fußabdruck:

  • Minus 2 Tonnen CO2e, wenn die Person in einem Passivhaus und auf 20 Quadratmeter weniger Wohnfläche wohnt.
  • Plus 5,4 Tonnen CO2e, wenn eine zusätzliche Flugreise nach New York sowie eine tägliche Pendlerstrecke von zweimal 20 Kilometern hinzukommt.

 

Wie Verbraucher*innen am meisten CO2 vermeiden können

Die Big Points des nachhaltigen Konsums lassen sich zwar benennen, jedoch ist es schwierig, eine Top Ten-Liste zu erstellen. Denn es kommt immer auf den Einzelfall an: Was ist die Ausgangslage? Welche Möglichkeiten habe ich? Die Infografik zeigt Beispiele für einen durchschnittlichen Verbraucher im Einfamilienhaus, wie viel weniger CO2 pro Kopf und Jahr möglich ist.

Graphik zur Vermeidung von CO2

 

CO2-Rechner – die persönliche Diagnose

Wo stehe ich eigentlich selbst mit meinem Lebensstil?

Bin ich wirklich umweltfreundlicher als der Durchschnitt? Wo könnte ich mich noch verbessern? Mit einem CO2-Rechner wie dem vom Umweltbundesamt können Sie Ihre persönliche Klimabilanz erstellen und herausfinden, welche Wirkungen die eigenen Maßnahmen für einen nachhaltigen Konsum haben.

Eine exakte persönliche CO2-Bilanz zu erstellen, ist jedoch nicht ganz einfach, weil sich die Menge der Güter eines Haushaltes und deren unterschiedliche Nutzungsdauer nur schwer erfassen lassen. Immerhin besitzt ein Haushalt bis zu mehreren Tausend Gegenständen. Mithilfe der prioritären Handlungsfelder und der Big Points lässt sich jedoch anhand einiger Daten eine relativ genaue persönliche Bilanz erstellen.

Im ersten Schritt können Nutzer*innen ein grobes Profil ihres CO2-Ausstoßes im Vergleich zum deutschen Durchschnitt pro Kopf und Jahr erstellen:

  • Persönliche Daten wie das Alter, Gewicht und Geschlecht geben Aufschluss darüber, wie viel CO2-Emissionen durch die Ernährung verursacht werden.
  • Eckdaten bezüglich der Wohnsituation wie die Anzahl der Personen im Haushalt, die Wohnfläche und das Baujahr bzw. der Standard des Hauses schätzen Verbräuche für Strom, Heizung und teilweise auch Konsumverhalten.
  • Mobilitätsdaten wie die Frage nach dem Besitz eines Autos, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie Flugreisen innerhalb und außerhalb Europas geben Anhaltspunkte in Bezug auf das persönliche Mobilitätsverhalten sowie auch das Konsumverhalten.

Der UBA-CO2-Rechner kann so mit wenigen allgemeinen Angaben bereits einen ersten Schätzwert ermitteln.

In einem zweiten Schritt können Nutzer*innen die erste Kurzbilanz mit Angaben im Bereich Heizen, Strom, Mobilität und Ernährung weiter differenzieren. Die individuellen CO2-Emissionen werden hier sehr genau erfasst. Im Bereich Ernährung lassen sich durch einzelne grundsätzliche Angaben wie Ernährungsform zumindest gute Näherungswerte bestimmen. Angesichts der Vielzahl von Lebensmitteln, die wir täglich zu uns nehmen, wäre die Bestimmung eines genaueren Wertes sehr aufwendig. In der Kategorie „Sonstiger Konsum“ stößt der Rechner jedoch an seine Grenzen. Um die CO2-Emissionen pro Jahr ermitteln zu können, müssten nicht nur Hunderte Kaufentscheidungen, sondern auch noch die jeweilige Nutzungsdauer berücksichtigt werden. Wird zum Beispiel ein Laptop sechs statt nur drei Jahre genutzt, sind im CO2-Rechner nur noch 50 statt 100 Kilogramm CO2e pro Jahr anzusetzen. Näherungsweise können die Emissionen des sonstigen Konsums über die Erfassung der Konsumausgaben ermittelt werden.

Im dritten Schritt kann mit dem Rechner ein CO2-Szenario erstellt werden. Damit können Nutzer*innen die Wirkung einzelner persönlicher Maßnahmen durchspielen.

Ihre persönliche Klimadiagnose

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Beispiel CO2 Bilanz aus dem UBA CO2 Rechner

Quelle: Umweltbundesamt

Dauerbrenner statt Strohfeuer

Sie verzichten im Winter auf die Flugreise nach Südostasien? Das macht gleich einige Tonnen weniger CO2 auf Ihrem persönlichen CO2-Konto. Sie verzichten die gesamte Woche auf Fleisch? Aber heißt das auch, dass Sie auch im nächsten Jahr nicht in die Ferien fliegen? Und auch in der folgenden Woche auf Steak & Co verzichten?

Beim CO2-Fußabdruck ist es ähnlich wie beim Körpergewicht: Eine einmalige Fastenkur zeigt nur kurzfristig Erfolg, egal wie radikal sie ausfällt. Für einen nachhaltigen Konsum ist es deshalb wichtig, sicherzustellen, dass er dauerhaft klappt. Damit unter dem Strich CO2-Fußabdruck und persönliche Umweltbilanz passen. Bei finanziellen und zeitlich knappen Ressourcen kann das auch schwierig sein. Im Grunde gibt es drei Strategien, um aus einmaligen Strohfeuern Dauerbrenner in Sachen CO2-Einsparung zu machen.

 

Noch mehr Wirkung: Soziale und gesellschaftliche Aspekte

Die Ökobilanz erfasst die Umweltwirkungen eines Produktes oder einer Handlung. Nachhaltige Konsumentscheidungen haben aber nicht nur Wirkung auf die Umwelt und die persönliche Ökobilanz, sondern beinhalten auch soziale und gesellschaftliche Wirkungen. Zu nennen wären hier Aspekte wie Arbeitsbedingungen zum Beispiel bei der Herstellung von Textilien und IT-Geräten oder gesundheitliche Aspekte wie bei giftigen Ausdünstungen bei Farben und Fußbodenbelägen. Das macht es als Verbraucher*in noch schwerer, den Überblick zu behalten.

Soziale & gesundheitliche Wirkungen

Während gesundheitliche Aspekte im Hinblick auf Ausdünstungen bei Teppichen schon länger auch von Umweltlabeln adressiert werden (s. Blauer Engel), wurden in den letzten Jahren vermehrt auch soziale Anforderungen in die Vergaberichtlinien der Umweltlabels integriert. Dies geschah im Bewusstsein, dass für die Realisierung eines nachhaltigen Konsums neben ökologischen auch soziale und ethische Anforderungen über alle Stufen des Produktlebensweges hinweg zu erfüllen sind. Zwei Beispiele:

Blauer Engel

  • Kriterien zur Vermeidung von Rohstoffen aus Konfliktregionen
  • Gewisse Anforderungen bei der Verwendung von Chemikalien
  • Bei einzelnen Produkten Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen und sowie weiterer ILO-Übereinkommen gefordert (z.B. Mobiltelefone)

 

GOTS

  • Grundlegende Arbeitnehmerrechte, Gesundheit- und Sicherheitsstandards mehrheitlich erfüllt, über Mindestanforderungen hinausgehend
  • Hohe Anforderungen bei der Verwendung von Chemikalien

 
Indirekte, gesellschaftliche Wirkungen

Darüber hinaus haben Konsumentscheidungen auch unterschiedliche indirekte Wirkungen. Wenn ich zum Beispiel eine Solaranlage auf dem Dach installiere, bekommen das die Nachbarn mit, ein Solarinstallateur verdient damit Geld und wird wiederum Werbung machen, damit er noch mehr Solaranlagen installieren kann (s. Sehen und gesehen werden).

Konsumentscheidungen senden zudem – mehr oder weniger – auch politische Signale, die vor allem dann wahrnehmbar werden, wenn sie sich zu einem Trend verdichten. Der Kauf von Bioprodukten lässt sich auch als Votum für eine umweltverträgliche Landwirtschaft sehen, Carsharing als Votum für eine Verkehrspolitik jenseits des Autobesitzes und die Solaranlage als Bekenntnis zur ökologischen Energiewende. Politiker*innen nehmen solche Kaufentscheidungen folglich auch als Indikator für die Akzeptanz einer Politik wahr, die Ökolandbau, nachhaltige Mobilität oder regenerative Energien fördert.

Zudem werden durch den Kauf von Bioprodukten oder Solaranlagen nicht nur Unternehmen, sondern auch deren Unternehmensverbände finanziert. Die Bedeutung solcher Lobbyorganisationen für den Politikbetrieb ist bekannt. Organisationen wie der Bundesverband WindEnergie, der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft oder der Bundesverband Carsharing stehen hinsichtlich der politischen Relevanz auf einer Stufe mit Umweltverbänden.

 

Handlungsempfehlungen

Ganz viel CO2 einsparen – ohne großes Nachdenken und mit nur kleinen Änderungen im eigenen Lebensstil – das wäre der Traum. Solche Maßnahmen gibt es tatsächlich.

Big Points – einmaliger Aufwand und dauerhafte Wirkung: Wie groß der einmalige Aufwand ist, ist dabei unterschiedlich. Das Dämmen des Hauses, Austausch der Heizung, Kauf eines E-Autos oder eine eigene Solaranlage benötigen als großinvestive Maßnahmen etwas mehr Vorbereitung und das geeignete Zeitfenster bzw. die entsprechenden Möglichkeiten. Es gibt aber auch „Dauerbrenner“, die (fast) jede*r umsetzen kann.

Hier finden Sie zehn Beispiele.

  • Ökostrom: 100 % erneuerbar

    Um das Klima effektiv zu schützen, sind 100 Prozent erneuerbare Energien unerlässlich. Beziehen Sie Ökostrom, ist schon viel gewonnen: Ihr Strom kommt aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen. Der Wechsel dauert nur 30 Minuten und Ihr CO2-Fußabdruck reduziert sich im Schnitt dauerhaft um 0,8 Tonnen CO2 pro Jahr (bei einem Verbrauch von 1.500 kWh).

    Infos zu Ökostrom und Stromwechsel

    Ökostrom-Tarife im Vergleich

  • Grünes Konto: Geld für den Klimaschutz

    Lassen Sie ihr Geld für den Klimaschutz arbeiten. Mit dem Wechsel zu einer ökologischen Bank oder Investitionen in klimafreundliche Geldanlagen unterstützt ihr Geld nachhaltige Projekte. 5.000 Euro auf einer ökologischen Bank angelegt, sparen pro Jahr bis zu eine Tonne CO2 ein. Bei Girokonto und Sparbriefen ist ihr Geld – wie bei jeder Bank – über den Einlagensicherungsfonds abgesichert.

    Informationen zu nachhaltigen Geldanlagen

  • Energiewende voranbringen mit Bio- und Windgas

    100 Prozent erneuerbare Energien brauchen wir auch bei der Wärmeerzeugung. Nachhaltiges Biogas aus Reststoffen oder innovative Konzepte wie Windgas heizen Ihre Wohnung und bringen die Energiewende voran. Legen Sie den Schalter jetzt um: Der Wechsel zum Ökogasanbieter dauert nur 30 Minuten. Sie können je nach Verbrauch und je nach ökologischer Qualität des Biogases dauerhaft 1 Tonne CO₂ und mehr pro Jahr einsparen.

  • Bahn frei für frische Luft: richtig lüften

    Das Heizen ist – neben Auto und Flugreisen – unter den „Top 3“ bei den Big Points des persönlichen CO2-Fußabdrucks. Neben der Dämmung und der Art der Heizung kommt es dabei vor allem auf das Lüften an. Wer (noch) keine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung hat, muss das Fenster aufmachen. Klar. Das macht nicht nur einen klaren Kopf, sondern beugt auch der Schimmelbildung durch zu feuchte Luft vor. Am wenigsten Energie geht dabei beim „Stoßlüften“ verloren. Fenster kurz für 3-5 Minuten öffnen, dann wieder schließen. So kühlen Wände und Möbel als Wärmespeicher nicht aus. Doch wenn das Fensterbrett vollgestellt ist, schwups, wird das Fenster gekippt und die Energiekosten und CO2-Emissionen schnellen in die Höhe. Also: Fensterbretter bei den „Lüftungsfenstern“ frei lassen. Dann klappt das wie von alleine.

    Und noch ein Tipp: Mit programmierbaren Thermostaten hat man morgens ein warmes Bad und kann trotzdem noch einiges an Energie sparen.

    Mehr  erfahren:

    co2online

  • Energieeffiziente Geräte: Geld und CO₂ sparen

    Wer beim Kauf von Kühlschrank, Fernseher, Leuchtmittel, etc. jeweils die höchste dunkelgrüne Kategorie wählt (meist A+++), der spart neben viel Energie und CO2 auch bares Geld. Denn der etwas höhere Einkaufspreis wird durch die eingesparten Stromkosten mehr als wettgemacht. Einmal beim Einkauf darauf geachtet, dauerhaft gespart! Das EU-Energielabel mit den produktrelevanten Informationen finden Sie direkt auf den Produkten. Es ist Pflicht und muss auch beim Online-Kauf sichtbar sein.

    Mehr Information:

    Umwelttipps für den Alltag

    EcoTopTen

  • Carsharing statt eigenes Auto

    Ein Auto kann hin und wieder nützlich sein. Aber auch sehr teuer. Autobesitzer*innen unterschätzen im Schnitt ihre Kosten für das Auto um mehr als 50 Prozent! Während die realen monatlichen Autokosten bei durchschnittlich rund 425 Euro liegen, liegen die Schätzungen der Autobesitzer*innen bei rund 200 Euro. Klimaschädlich ist das Auto außerdem. Stationäres Carsharing hingegen ist sehr klimafreundlich. Ein Carsharing-Auto ersetzt im Schnitt rund zehn Autos. Sofern Sie das Auto nicht zum täglichen Pendeln benötigen, sparen Sie pro Jahr mehrere Hundert Kilogramm CO₂ und jede Menge Geld. Carsharing-Anbieter mit dem Blauen Engel haben besonders umweltfreundliche Fahrzeugflotten.

    Mehr Infos:

    Umweltbundesamt: Carsharing nutzen

    Umweltbundesamt: Carsharing als Baustein einer nachhaltigen Mobilität

    Bundesverband Carsharing

  • Sparbrause: Energie und Wasser sparen

    Rund sechs Minuten dauert eine durchschnittliche Dusche. Bereits nach zehn Minuten ist so viel warmes Wasser verflossen, wie mit einem Bad in der Badewanne. Das kostet nicht nur viel Geld, sondern verursacht bei der Erhitzung des warmen Wassers auch rund 300 Kilogramm CO₂ und mehr pro Jahr. Legen Sie jetzt den Schalter um auf Klimaschutz: Tauschen Sie den Duschkopf gegen ein Klimaschutzmodell um. Das heißt: voller Strahl mit Whirlpool-Effekt. Und mit doppeltem Spareffekt: 100 Euros und viel mehr pro Person und Jahr weniger Wasser- und Energiekosten. Zudem 150 Kilogramm weniger CO₂ pro Person und Jahr. Die genaue Höhe der Einsparungen ist jeweils abhängig von der Duschhäufigkeit und der Art der Energieerzeugung (Strom oder Gas).

    • mit Sparbrause: rund 300 Kilogramm CO2 bei 2 Personen mit Gas pro Jahr
    • ohne Sparbrause: rund 600 Kilogramm CO2 bei 2 Personen mit Gas pro Jahr


    Top-Produkte finden Sie unter:

    EcoTopTen

  • Biosupermarkt: weniger überlegen

    Bioprodukte sind am Bio-Siegel einfach erkennbar. Es gibt sie in jedem Supermarkt. Aber eben nur in beschränkter Auswahl. Gepaart mit Fragen nach weiteren Umweltkriterien wie Verpackung, Regionalität, Saisonalität etc. wird schnell schon der Kauf einer Tomate zur Wissenschaft an sich. Selbst die Ökobilanz-Profis kommen bei Einzelfallbetrachtungen ins Stottern. Deshalb unsere Empfehlung: Gehen Sie einfach in den Bioladen oder Biosupermarkt. Im Einzelfall hat das Produkt vielleicht nicht die allerbeste Ökobilanz. Aber im Großen und Ganzen sind Sie auf der sicheren Seite. Sie haben leckeres Essen und unterstützen die Menschen, die sich für eine ökologische und nachhaltige Landwirtschaft engagieren.

    Mehr erfahren:

    Umwelttipps für den Alltag

  • Vegetarisch / vegan essen

    Für das Klima, für die eigene Gesundheit, für mehr Tierwohl: Es gibt viele gute Gründe, weniger Fleisch und andere tierische Produkte zu essen. Doch was heißt „weniger“? Mit einer Grundsatzentscheidung für eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise kann man pro Jahr im Schnitt 400 (vegetarisch) bis rund 800 (vegan) Kilogramm CO2e einsparen.

    Leckere Rezepte und vieles mehr finden Sie auf:

    Proveg

  • CO₂-Fußabdruck kompensieren: klimaneutral leben

    Mit dem Paris-Ziel von 2015 ist Klimaneutralität das global anerkannte und verfolgte Ziel. Klimaneutral leben können wir als Einzelne schon heute. Niemand muss mehr zum Anstieg der CO₂-Konzentration in der Atmosphäre beitragen. Bis man beispielsweise in ein Passivhaus ziehen oder sich ein E-Auto kaufen kann, dauert es vielleicht noch ein bisschen. Die restlichen persönlichen CO₂-Emissionen kompensieren können Sie aber schon heute. Zum Beispiel über gemeinnützige Kompensationsdienstleister. Der Verein "3 fürs Klima" geht noch einen Schritt weiter und motiviert dazu, aus einer solchen einmaligen Kompensation ein öffentliches Bekenntnis zum klimaneutralen Leben bzw. zur klimapositiven Lebensweise zu machen. Durch die Kompensation des eigenen CO₂-Fußabdrucks kann man – je nach dessen Größe – jährlich fünf Tonnen und mehr an CO₂ ausgleichen.

    Mehr erfahren:

    UBA-Ratgeber "Klimaneutral leben"

    UBA-Verbraucher*innentipp "Kompensation von Treibhausgasen"

    UBA-Themenseite "Freiwillige Kompensation"

Learnings

  • 1. Die Wirkung nachhaltiger Konsumentscheidungen lässt sich messen.
  • 2. Es gibt wirksame und weniger wirksame Maßnahmen.
  • 3. Die Wirkung lässt sich vergrößern, indem wir uns auf die „Big Points“ konzentrieren.
  • 4. Die Wirkung lässt sich vergrößern, indem wir andere „mitnehmen“.
  • 5. Veränderte Alltagsstrukturen helfen dabei, nachhaltiges Handeln zu verstetigen und dauerhaft wirksam zu machen.