Klassiker der gemeinschaftlichen Nutzung
So „hip“ Sharing auch klingt, gemeinschaftliche Nutzungsformen sind bereits seit Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil unserer Konsumkultur: Wohngemeinschaften, Bibliotheken, Waschsalons, landwirtschaftliche Genossenschaften – alle beruhen auf der Idee, Ressourcen gemeinsam zu nutzen.
Studien zeigen jedoch, dass die gemeinschaftliche Nutzung rückläufig ist. Viele private Haushalte besitzen von manchen Gebrauchsgütern wie Fernseher oder Telefone im Gegensatz zu früher gleich mehrere Exemplare. Das gilt auch für Autos. Früher gab es pro Familie ein Auto, heute besitzen häufig alle fahrberechtigten Familienmitglieder ein Auto. Vor allem im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT-Produkte) wird die ehemals gemeinschaftliche Nutzung (ein Gerät pro Haushalt) durch einen individuellen Produktbesitz abgelöst. So gab es in 2019 pro Haushalt rein rechnerisch drei Telefone (davon 1,8 mobile Telefone), 1,6 Fernseher und 1,2 Fotoapparate, wobei die durchschnittliche Haushaltsgröße zwei Personen betrug.
Sharing funktioniert vor allem bei ökonomischer Notwendigkeit oder zum Beispiel bei Raumknappheit wie Parkplatzproblemen in den Innenstädten. Das zeigt auch die Historie, vor allem nach dem Krieg waren Teilen, Leihen und Tauschen überlebenswichtig. Bibliotheken etwa sind gemeinnützig und eine eingeübte Form des Nutzen-statt-Besitzen-Modells. In der heutigen Zeit bedeutet es, dass Produkte, die günstig zu kaufen sind, sich nur schwer in Sharing-Modelle integrieren lassen. Auch kulturelle Faktoren können eine Rolle dabei spielen, ob gemeinschaftliche Nutzungsmodelle funktionieren. Im Gegensatz zu Deutschland hat sich in der Schweiz die Gemeinschaftswaschmaschine etabliert. In der sogenannten „Gemeinschaftswaschküche“ teilen sich die Bewohner*innen in Mietshäusern Waschmaschinen und Trockenmöglichkeiten.