Wo geht es denn hier zum nachhaltigen Konsum? Wenn das so einfach zu beantworten wäre! Tatsächlich ist nachhaltiger Konsum ein weites Feld, in dem man sich leicht verlaufen kann. Menschen, die nachhaltig einkaufen wollen, stehen gleichzeitig vor mehreren Herausforderungen. Zum einen müssen sie nachhaltige Produkte von konventionellen unterschieden, zum anderen sich in einer Flut von Orientierungshilfen wie Labeln, Ratgebern und Handlungsoptionen zurechtfinden. Wir zeigen Hintergründe und Orientierungsmöglichkeiten auf.

Faktenwissen

Ökologisch und ethisch korrekt einkaufen fordert ganz schön heraus. Vor den Regalen im Supermarkt kommen die Fragen: Plastik- oder Papierverpackung? Welches Waschmittel ist das umweltfreundlichste? Wie gut ist das Siegel, mit dem die Körperlotion ausgezeichnet ist? Schnell kann der Eindruck entstehen, ich muss Expert*in sein, um nachhaltig konsumieren zu können. Die gute Nachricht: Es gibt viele Möglichkeiten, die Orientierung zu behalten. Doch ist nachhaltiger Konsum auch sehr vielschichtig und im Einzelfall sogar eine Wissenschaft an sich. Schauen wir uns die Gründe dafür an.

Konsum beeinflusst alle Phasen einer Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung und den Handel von Produkten bis hin zu deren Entsorgung. All diese Prozesse verursachen Treibhausgasemissionen, verbrauchen Anbauflächen, Wasser, Energie und Materialien oder bewirken den Verlust der Biodiversität. Je nach Produkt sind die Auswirkungen unterschiedlich stark. Manche Produkte wie z. B. ein Smartphone verbrauchen keine oder wenig Ackerfläche, dafür z. B. mehr metallische Rohstoffe, die meist unter Zerstörung und Verschmutzung der Umgebung abgebaut werden. Um die Relevanz der Umweltwirkung eines Produkts zu beurteilen, müssen alle Aspekte miteinander verglichen werden. Ganz schön komplex.

Hinzu kommen soziale Aspekte wie zum Beispiel gerechte und sichere Arbeitsbedingungen. Auch diese müssen bei der Beurteilung, wie nachhaltig ein Produkt ist, berücksichtigt werden. Ein weiterer Punkt ist: Konsum betrifft viele unterschiedliche Themenfelder wie Wohnen, Ernährung, Mobilität und alle anderen Bereiche des Lebens, in denen eingekauft wird. Allein die Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen in diesen Bereichen ist riesig. Vom Auto und dem Reisen über die Hausdämmung und dem Solarpanel bis hin zur Tomate und dem Grillwürstchen. Die Diversität erschwert es zum Beispiel Wissenschaftler*innen und Politiker*innen für nachhaltigen Konsum messbare Ziele zu formulieren und Maßnahmen zu gewichten.

Deshalb halten wir fest: Die Komplexität des nachhaltigen Konsums lässt sich nicht wegdiskutieren. Wohl aber lassen sich Lösungen für den Umgang damit finden.

 

 

Kritisch nachgedacht

Das kann doch jeder behaupten, dass sein Produkt umweltfreundlich ist. Woher weiß ich, dass Bio drin ist, wenn Bio draufsteht?

Einige Verbraucher*innen trauen Siegeln nicht. Für Kritik an der Glaubwürdigkeit von Labeln sorgen vor allem firmeneigene Siegel sowie die Vielzahl der Label. Denn grundsätzlich kann jedes Unternehmen eigene Siegel kreieren und verwenden.

Es gibt aber vertrauenswürdige Siegel. Sie setzen strenge ökologische und soziale Standards, die Bewertung ist nachvollziehbar und die Zertifizierung unabhängig. Wenn zum Beispiel Bio bei Lebensmitteln und Getränken draufsteht, ist auch Bio drin. Die Vergabe des EU-Biosiegels ist staatlich geregelt. Auch für weitere empfehlenswerte Siegel, wie z. B. den Blauen Engel gilt, dass dahinter definierte Anforderungen stehen, deren Einhaltung kontrolliert wird. 

Deshalb denken wir: Empfehlenswerte Siegel bewerten ein Produkt ganzheitlich und zeichnen Produkteigenschaften aus, die Konsument*innen nicht sehen können. Sie sind damit eine gute Orientierung beim Einkauf. Sie sollten unabhängig von Unternehmen betrieben werden. Hilfreich sind unabhängige Bewertungen von Labeln z. B. durch das Portal Siegelklarheit der Bundesregierung. Eine unabhängige Kontrolle von zertifizierten Produkten am Markt, ob die Kriterien der Siegel eingehalten werden, kann auch dazu beitragen, „schwarze Schafe“ unter den Siegeln zu vermeiden.

Siegelwissen

Label, alternativ auch Siegel genannt, ist ein Sammelbegriff für Produktkennzeichen. Dazu gehören zum Beispiel Eigenmarken, Gütezeichen, Prüfzeichen, Regionalzeichen und Umweltzeichen. Siegel sind Zusatzhinweise, die eine bestimmte Qualität eines Produkts oder einer Dienstleistung markieren. Sie informieren über soziale und/oder ökologische Aspekte der Herstellung und ggf. auch der Nutzung und Entsorgung von Produkten. Siegel sollen Konsument*innen helfen, nachhaltige Produkte von konventionellen Produkten zu unterscheiden.

Sicher durch den Labeldschungel

Wir stellen Ihnen zuverlässige Informationsquellen und einen gangbaren Weg durch die Siegelvielfalt vor. Siegelportale wie das staatliche Portal www.siegelklarheit.de bieten nützliche Informationen zu bestimmten Siegeln. Die Top-Siegel wie der Blaue Engel oder das EU-Biosiegel sind wichtige Orientierungsanker. Mit der Kenntnis über die Top-Siegel verliert der Siegel-Dschungel schnell seinen Schrecken. Top-Siegel sind aus ökologischer und/oder sozialer Sicht empfehlenswert, weit verbreitet und decken relevante Konsumbereiche ab.

 

 

Umweltratgeber – welche nützen?

Mit Ratgebern zum nachhaltigen Konsum ist es wie mit den Siegeln: Man braucht sie zur Orientierung. Aber es gibt so viele davon, dass man für den besseren Durchblick schon wieder einen Ratgeber braucht. Allein die Recherche in der meistgenutzten Online-Suchmaschine nach “Ratgeber nachhaltiger Konsum“ ergibt mehr als 16 Millionen Ergebnisse. Dass die Menge an Verbraucherinformationen so groß ist, liegt zum einen an der Vielfalt der unterschiedlichen Konsumbereiche, die nachhaltiger Konsum umfasst – wie Energie, Mobilität, Ernährung. Zum anderen gibt es viele unterschiedliche Formate wie Ratgeber- und Informationsseiten, Apps, Produkttests und Verbraucherseiten, Nachhaltigkeits-Blogs und Bücher.

Grüne Unternehmen als Kompass

Vielen Menschen bieten grüne Anbieter eine gute Orientierung beim nachhaltigen Konsum. Was zählt, ist Vertrauen.

Von wem ließen Sie sich beraten, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören wollen? Vom Zigarettenkonzern oder der Krankenkasse? Die meisten stehen dem Zigarettenkonzern wohl eher kritisch gegenüber, weil er auch andere Interessen verfolgt. Ähnlich ist es mit Unternehmen, die neben grünen auch weiterhin konventionelle Produkte anbieten – wie etwa Carsharing vom Autokonzern, grüne Geldanlagen von etablierten Banken oder Ökostrom vom Kohlekraftbetreiber.  

Konsument*innen vertrauen eher den Unternehmern, die grün aus Leidenschaft sind und eine nachhaltige Historie im Gepäck haben. Obwohl mitunter die ökologische Qualität der grünen Produkte in beiden oben genannten Fällen gleich ist. Zudem ist es sehr wichtig, dass Unternehmen, die konventionell wirtschaften, zunehmend ebenfalls grüne Produkte anbieten und damit deren Marktanteil vergrößern.

Allerdings können Konsument*innen bei grünen Unternehmen eher darauf vertrauen, dass sie sich auch auf politischer Ebene für Nachhaltigkeit fördernde Rahmenbedingungen einsetzen. Ganz im Gegensatz zu manch etabliertem Unternehmen, das mehr auf Nachhaltigkeit setzen möchte. So ist es kein Geheimnis, dass viele Autokonzerne in Deutschland intensiv gegen eine Verschärfung der CO2-Grenzwerte für Autos in Brüssel interveniert haben.

Mehr Reichweite, mehr Umweltentlastung

Betrachtet man den Aspekt, dass nachhaltiger Konsum möglichst breit in den Markt kommt und es „normal“ wird, umweltfreundliche Produkte zu kaufen, ist es z. B. wünschenswert, dass große Lebensmittelketten Bioprodukte in ihre Produktlinie aufnehmen. So können viel mehr Menschen erreicht und damit die Umwelt mehr entlastet werden, als wenn Bioprodukte nur in Bioläden erhältlich sind.

Folgende Abbildung verdeutlicht die Grundaussage, dass sich der Umweltentlastungseffekt nicht ausschließlich aus der ökologischen Qualität des Produktes oder des Sortiments ergibt, sondern aus Qualität multipliziert mit dem Marktanteil. Während die „dunkelgrünen“ Anbieter zwar eine sehr hohe ökologische Qualität ihres Sortiments aufweisen, haben sie nur einen geringen Marktanteil. „Hellgrüne“ Händler mit mittlerer Produktqualität können hingegen schon bei kleinen Verbesserungen in ihrem Sortiment aufgrund ihres höheren Marktanteils große Umweltentlastungseffekte erzielen. 

Vereinfachte Darstellung der Landkarte des ökologischen Massenmarktes nach Wüstenhagen, Meyer & Villiger (1999).
Vereinfachte Darstellung der Landkarte des ökologischen Massenmarktes nach Wüstenhagen, Meyer & Villiger (1999).

Pioniere der Nachhaltigkeit

Ökostromanbieter: Es gibt eine Vielzahl von Ökostromanbietern, aber nur wenige, die ausschließlich auf Ökostrom spezialisiert und auch noch unabhängig von (Energie-)Großkonzernen sind. Hierzu zählen z. B. die Naturstrom AG, Greenpeace energy, EWS Schönau und Bürgerwerke. Letztere sind Zusammenschlüsse von Energiegenossenschaften. Sie versorgen ihre Mitglieder und Bürger*innen mit Strom aus der Region.
 
Die Elektrizitätswerke Schönau (ESW) sind hingegen aus einer lokalen Netzkauf-Initiative und der Anti-AKW-Bewegung hervorgegangen. Heute vertreibt die EWS in ganz Deutschland Ökostrom und setzt sich für eine klimafreundliche und atomstromlose Energieversorgung ein.

Foto von Ursula und Michael Sladek, Mitgründer*in der EWS Schönau
Mitbegründer*in der EWS Quelle: EWS

 

Lebensmittelhersteller: Auch im Bereich der Ernährung können sich Konsument*innen an Unternehmen orientieren, deren gesamte Philosophie nachhaltig ausgerichtet ist. Sie wirtschaften schon seit Jahren nachhaltig und bieten ausschließlich Produkte mit Zutaten aus ökologischem Anbau an – wie etwa Allos, Voelkel oder Spielberger.

Allos stellt seit 1974 Jahren Bio-Produkte her. Das Unternehmen entstand aus dem Allos Selbstversorgerhof. Bei Allos haben alle Produkte Bioqualität. Nach eigenen Angaben setzt das Unternehmen auch auf eine faire, gerechte sowie langfristige Zusammenarbeit mit Landwirt*innen. 90 Prozent der Produkte stellt das Unternehmen selbst her.

Nachhaltige Banken: Was passiert mit meinem Geld, wenn ich es auf die Bank bringe? Wem und für was werden hierfür durch die Bank Kredite vergeben? Ausgelöst durch diese Fragen haben sich nach und nach ökologische Banken wie die GLS Bank, die Umweltbank, Ethikbank oder Triodos Bank auf dem Markt etabliert. Eine Vorreiterbank, was ethische und ökologische Geldanlagen angeht, ist die GLS Bank.

Die GLS Bank ist eine Genossenschaftsbank und nach eigenen Angaben die „größte nachhaltige Bank Deutschlands“. Sie bietet ihren Kunden*innen nachhaltige Bankdienstleistungen mit sozialen und ökologischen Investitionen und Transparenz. Sie wurde 1974 gegründet und war die erste Bank, die nach sozial-ökologischen Grundsätzen arbeitet. Seit ihrer Gründung finanziert die GLS Bank zum Beispiel die biologische Landwirtschaft.

Testen Sie ihr Siegelwissen!

Welches Siegel ist besonders empfehlenswert?

Ob Kleider-, Holz- oder Stromkauf, wenn es um Siegel geht, sehen viele Rot. Hier den Durchblick zu behalten ist schier unmöglich. Dennoch gibt es empfehlenswerte Siegel, die Ihren Alltag erleichtern.

Finden Sie heraus, welche Siegel besonders empfehlenswert sind. Klicken Sie dazu auf das Häkchen (richtig) oder das Kreuz (falsch). Aufgepasst! Manche Siegel gibt es gar nicht.

 

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Das Global Organic Textile Standard (GOTS) Siegel zeichnet Textilien aus, die zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugter Naturfaser bestehen.

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Der Grüne Knopf ist ein staatliches Meta-Siegel für sozial und ökologisch nachhaltig produzierte Textilien.

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Das Siegel haben wir uns ausgedacht.

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Das Grüner Strom Siegel kennzeichnet Strom aus regenerativen Energiequellen.

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Das OK-Power-Siegel stellt sicher, dass Ökostrom-Angebote einen Mehrwert für die Umwelt haben.

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Das PEFC-Siegel garantiert, dass das verwendete Holz überwiegend aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern kommt.

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Siegel für Holz aus umweltgerechten, sozial verträglichen und ökonomisch bewirtschafteten Wäldern

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Learnings

  • 1. Nachhaltiger Konsum ist komplex. Dennoch gibt es Orientierungsmöglichkeiten.
  • 2. Wir fangen nicht bei null an: Ökobilanzen, der CO2-Rechner, Siegel, Ratgeber, Daumenregeln sind wichtige Orientierungstools.
  • 3. Mitdenken ist wichtig.
  • 4. Umwelt- und Sozialsiegel informieren über die sozialen oder die ökologischen Bedingungen im Herstellungsprozess.
  • 5. Nicht allen Siegeln kann man trauen. Ein kritischer Blick auf die Qualitätskriterien, die Transparenz und die Unabhängigkeit der Vergabeinstitution ist sinnvoll.
  • 6. Top-Siegel wie der Blaue Engel, das EU-Energielabel und das EU-Biosiegel sind wichtige Orientierungsanker.
  • 7. Siegelportale bewerten Label und bieten Apps sowie nützliche Informationen zu Siegeln.
  • 8. Das UBA-Portal – Umwelttipps für den Alltag, co2-online und Eco-TopTen sind empfehlenswerte Ratgeber.
  • 9. Grüne Unternehmen des Vertrauens bieten Orientierung beim nachhaltigen Konsum.

Literatur